Das Internationale Auschwitz Komitee hat scharf kritisiert, dass Rechtsextreme bei einem Aufmarsch am Sonntag in Dresden ein Banner mit der Aufschrift „Bombenholocaust“ tragen durften. Das Banner sei ein „schäbiger und hetzerischer Versuch nazistischer Gruppen, den Holocaust zu relativieren und Überlebende der Vernichtungslager in aller Welt zu verhöhnen“, erklärte Vizepräsident Christoph Heubner am Montag in Berlin.
Es sei „empörend und völlig unverständlich für die Überlebenden, dass es immer noch keine einheitliche Strategie von Polizei und Staatsanwaltschaften gibt, dieser provokativen Verdrehung historischer Tatsachen gezielt entgegenzutreten“. Stattdessen werde es Neonazis gestattet, „diesen Begriff zentral und strategisch in ihrer ideologischen Welt des Hasses und der Gewalt zu platzieren“.
Jedes Jahr zum Dresdner Gedenktag für die Opfer des Zweiten Weltkrieges würden Rechtsextreme den Begriff „Bombenholocaust“ gezielt in die Öffentlichkeit tragen. Heubner sprach von einem fatalen Signal nicht nur für die Überlebenden des Holocaust, auf das die zuständigen Behörden umgehend reagieren sollten.
Das Banner hatte am Sonntag bereits in den sozialen Netzwerken für heftige Kritik gesorgt. Nach Einschätzung durch die zuständige Staatsanwaltschaft bestand aber keine „strafrechtliche Relevanz“. Laut Beobachtern waren am Sonntag bis zu 800 Neonazis durch die Dresdner Innenstadt gezogen. Entlang der Route gab es Proteste von mehreren hundert Gegendemonstranten. Am 13. Februar 1945 waren große Teile Dresdens bei Bombenangriffen zerstört worden, bis zu 25.000 Menschen starben.
In Dresden ist am Sonntag mit mehreren Veranstaltungen an die Zerstörung der Stadt vor 77 Jahren erinnert worden. Am Sonntagabend sollte in der Dresdner Innenstadt mit einer Menschenkette der Zerstörung der Stadt vor 77 Jahren gedacht werden. Rund 3.000 Teilnehmende wurden dazu erwartet. Der diesjährige Gedenktag stand unter der Überschrift „Erinnern für eine Zukunft des friedlichen Miteinanders in Vielfalt“. Unter anderem fand auch ein „Mahngang Täterspuren“ zu NS-Unrechtsorten statt.
Am 13. Februar 1945 wurde das historische Dresden bei einem Bombenangriff der Alliierten weitgehend zerstört. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge starben rund 25.000 Menschen. Jährlich am 13. Februar erinnert die Stadt an die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg und gedenkt der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Seit Jahren instrumentalisiert die rechte Szene den Gedenktag für ihre Zwecke.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief dazu auf, den Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg als Tag für Versöhnung zu begehen. „Besinnen wir uns darauf, dass wir in der Vergangenheit immer wieder Trennendes überwunden haben“, sagte Bas am Sonntag bei der Eröffnung der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten in Berlin.
Der Dresdner Gedenktag hatte am Vormittag mit einer Veranstaltung auf dem Dresdner Nordfriedhof und einem Gottesdienst in der Frauenkirche begonnen. Frauenkirchenpfarrer Markus Engelhardt betonte in seiner Predigt die Bedeutung von Bildung: „Was wir brauchen, ist mehr denn je solides Wissen über die Vergangenheit“, sagte der evangelische Theologe. Das sei wichtig, um einem Missbrauch von Geschichte sowie Ausländerfeindlichkeit entgegenzutreten.
Zugleich erinnerte Dresdens Kreuzkirchenpfarrer Holger Milkau in dem Gottesdienst an das erste stille Gedenken von Jugendlichen am 13. Februar 1982 an der damaligen Ruine der Frauenkirche. Nach einem Friedensforum in der Kreuzkirche mit mehr als 5.000 Teilnehmenden waren vor 40 Jahren mehrere hundert junge Menschen mit Kerzen zur Frauenkirchenruine gezogen, um ein Zeichen des Friedens zu setzen.
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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