Die Tagung der Evangelischen Frauenarbeit der sächsischen Landeskirche widmet sich heute dem Thema »Demokratie im Dialog« . Zum Auftakt spach Jessica Bock über »Deutschland (k)einig Schwesterland«. Sie forschte im Rahmen ihrer Dissertation zur Geschichte der Frauenbewegung nach 1989 und beschrieb das Scheitern eines gemeinsamen Weges, weil Erfahrungen und Erwartungen weit auseinandergingen. Sie untersuchte dazu eine erste Tagung, die Frauen aus Ost und West 1990 veranstalteten.
Oberlandeskirchenrätin Margrit Klatte spach als Vertreterin der sächsischen Landeskirche ein Grußwort. In ihm machte sie deutlich, was für Kirche und Demokratie gleichermaßen gilt: Dialog braucht Gewaltfreiheit. Sie blickte zunächst auf die Geschichte der Christenheit: »Von Anfang an haben Christinnen und Christen um den richtigen Weg gerungen, gestritten, gekämpft – sehr heftig zum Teil. Daraus ist eine große Erfahrung im kritischen Auseinandersetzen entstanden.« Drei wichtige Erkenntnisse seien daher für Christinnen und Christen heute leitend. So sei es wichtig, auch in Konflikten in Verbindung zu bleiben. »Verbindend war der Glaube an den Gott, der die Welt erschuf und in Jesus den Menschen nahe war. Im Rahmen dieser Verbundenheit war und ist Streit nötig und möglich: Streit um den richtigen Weg, um die Wahrheit, auch um Macht und Positionen.« Zu akzeptieren, dass Konflikte und Auseinandersetzungen dazu gehörten, sei auch heute noch eine Herausforderung für die Gesellschaft.
Klatte ermutigte dazu: »Es ist an der Zeit, zu streiten. Es ist nicht an der Zeit, sich aus dem Weg zu gehen.« Die christliche Gemeinschaft habe aber in über 2000 Jahren Glaubensgeschichte die Erkenntnis entwickelt, dass es gut für den Menschen und gut für die Gemeinschaft sei, wenn in Konflikten die Würde des Gegenübers nicht verletzt werde, betonte Klatte. Es gelte, den anderen zunächst mit seinen Anliegen ernst zu nehmen und sich dann mit seiner Position kritisch auseinanderzusetzen. Dies gehe nur unter Achtung der anderen Person. Klatte machte deutlich, was dabei wichtig ist: »Dialog braucht Gewaltfreiheit. Denn wenn Menschen an Leib und Seele verletzt werden, wird es keinen wahren Frieden geben.« Bezogen auf den zur Tagung auch thematisierten Widerstand von Frauen könne daraus nur geschlussfolgert werden: »Nur friedlicher Widerstand kann eine heilvolle Perspektive erstreiten.« Margrit Klatte schloss mit einer Bitte an die anwesenden Konferenzteilnehmerinnen: »Bleiben Sie Dialogpartnerinnen für jede und jeden. Geben Sie weiter, was Ihnen durch Glaube bzw. Kultur mitgegeben ist. Wirken Sie für einen Geist des kritischen Beisammenbleibens – mit der Erfahrung von 2000 Jahren Glaubensgeschichte und mit der Erfahrung der Friedlichen Revolution, die in vielen von uns noch lebendig ist.«
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es Kritik an der Teilnahme von Referentin Juliane Nagel (DIE LINKE) gegeben. Erik Panzig, Leiter der Frauenarbeit, erklärte dazu bereits im Vorfeld: »Wir haben Juliane Nagel als Politikwissenschaftlerin eingeladen. Als Mitglied im Sächsischen Landtag ist uns der Dialog mit der direkt gewählten Parlamentarierin für den Wahlkreis Leipzig 2 außerhalb des Parlamentes von Bedeutung.« Erik Panzig nahm Bezug auf den Impulsvortrag: Auch der Frauenkongress 1990 und damalige Workshop habe das Thema »Autonomie und Kriminalisierung von Frauenwiderstand« thematisiert. Neben Juliane Nagel sprachen Jessica Bock (Historikerin), Yvonne Wilke (Soziologin), Maxi Kluttig (Politikwissenschaftlerin), Kristina Wolff (Frauenrechtlerin) und Eva Brackelmann (Geschäftsführerin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf Sachsen e.V.)). In den Arbeitsgruppen ging es u.a. um »Weibliche Erwerbstätigkeit«, »häusliche Gewalt«, »Was brauchen Familien?« und »Kriminalisierung von Frauenwiderstand am Fall Lina E.«
Unter dem Thema »Demokratie braucht Dialog« erinnert die Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) auf ihrer Frauenkonferenz 2021 an die Themen des ersten deutsch-deutschen Frauenkongresses 1990 und setzt sich mit ihnen aus aktueller Perspektive auseinander. Eingeladen sind ehrenamtlich engagierte und interessierte Frauen.
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