Ängste trieben bei der Taufe einst zur Eile. Angst, das Kind könne wenige Tage nach der Geburt sterben. Angst, es falle dann der ewigen Verdammnis anheim. Diese Höllenangst gehört zum Glück der Vergangenheit an. Eltern können heute frei entscheiden, ob sie ihren Sprössling als Säugling zum Taufbecken tragen oder ob sie ihn auf eigenen Füßen da hin gehen lassen, womöglich erst als Jugendlichen.
Kaum ein Umstand zeigt das Ende der Volkskirche deutlicher an als das Ende der Tradition um ihrer selbst willen. Seinen Säugling taufen zu lassen, weil Eltern und Großeltern es ebenso taten – auch das ist heutzutage eine Entscheidung. Dass nichts sich mehr von selbst versteht, mögen manche beklagen. Sicher, es ist anstrengend.
Der springende Punkt bei der Kleinkindtaufe ist aber: Eltern müssen eine Entscheidung für ihre Kinder treffen. Manche haben Bedenken, die Kleinen zu bevormunden. Wer dagegenhält, nicht taufen zu lassen sei ja auch Bevormundung – der macht es sich zu einfach. Besser ist, die Taufe konsequenter als Symbol zu verstehen. Wofür sie steht, darauf kommt es an. Der äußerliche Akt an sich darf und soll in Frage gestellt werden – wenn dies ein Gespräch eröffnet, das zum Verständnis seines Sinns führt. Christliche Kindergärten können dafür ein Ort sein und der »Taufsonntag« bietet eine Chance. Großeltern sind als Vermittler ebenso wenig zu unterschätzen.
Niemand sollte Eltern in Sachen Taufe bedrängen. Aber ihnen zumindest erklären, worum es da geht und sei es über ihre Kinder. Das Angebot, etwas dazuzulernen, ist nie verkehrt. Auch wenn am Ende nicht alle getauft werden, der Allgemeinbildung schadet es nicht. Was ist besser: ungetauft, aber kundig – oder getauft, aber unkundig?