Während andernorts Politiker in ihren Verhandlungen über Deutschlands Zukunft scheiterten, einigte sich die Landessynode unerwartet schnell in der Frage künftiger Strukturen – bis immerhin 2040. Ergebnis: Mehr Nähe in und mehr Möglichkeiten für Gemeinden.
Doch wie soll Nähe bewahrt oder aufgebaut werden, wenn die Zahl der Gemeindeglieder abnimmt? Wenn die Gemeinden älter werden und die Mitarbeiter weniger? Wenn Kirchgebäude eingeteilt werden nach wichtig und weniger wichtig, und letztere auf das Abstellgleis kommen? Und wenn die Einnahmen der Landeskirche nun tatsächlich sinken, wie die Synode erstmals seit 2005 feststellen musste? Da scheint Nähe zu bewahren ein großes Ziel, vielleicht eine Illusion.
Denn die Struktur ist nur die eine Frage. Wie steht es denn um die Gemeinden jenseits der Kerngemeinde, jenseits der Gottesdienstbesucher? Wie steht es um die Weitergabe des christlichen Glaubens an Kinder und Patenkinder? Leider nicht mehr so gut wie vor 60 Jahren, erklärte gerade der Religionssoziologe Detlev Pollack vor der EKD-Synode. Er empfiehlt, diese Noch-Gemeindeglieder in den Fokus zu nehmen statt sich auf die Missionierung von Atheisten zu versteifen. Gottesdienste kürzer zu feiern und damit attraktiver für Menschen, die sonntags noch andere Dinge vorhaben.
Wer Nähe will, muss Beziehungen und Beteiligung schaffen. Das gilt im Kleinen wie im Großen: Wie bei den landeskirchenweiten Diskussionen über Strukturfragen, beim Gesprächsprozess zum Schriftverständnis oder den jetzt von der Synode angestoßenen Prozess über die Zukunft der sächsischen Diakonien. Kirche der Beteiligung, das macht viel Arbeit. Und es braucht Menschen, die sich darauf einlassen – bevor sie die Kirche verlassen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.